News

#PULSEDAY macht künftig auf Risiken durch Herzrhythmusstörungen aufmerksam

Herzrhythmusstörungen sind in Deutschland neben der koronaren Herzerkrankung (KHK) und der Herzschwäche der häufigste Grund für eine Aufnahme ins Krankenhaus. 1,6 Millionen Menschen leiden allein an Vorhofflimmern, der häufigsten anhaltenden Rhythmusstörung. Und 20 bis 30 Prozent der ischämischen Schlaganfälle gehen auf Vorhofflimmern zurück. Solche Rhythmusstörungen frühzeitig zu erkennen und rechtzeitig zu handeln ist daher enorm wichtig. Dass eine erste Kontrolle sehr einfach durch eine Eigenmessung des Pulses am Handgelenk erfolgen kann, soll nun im Zentrum einer neuen Kampagne und eines jährlichen Aktionstages stehen. Die Awareness-Kampagne #PULSEDAY hat sich zum Ziel gesetzt, das gesellschaftliche Bewusstsein für die Bedeutung und das Verständnis von Herzrhythmusstörungen zu stärken. Die konstituierende Versammlung zum #PULSEDAY fand während der Herztage der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) in Bonn zusammen mit Vertretern der Herzstiftung und der deutschen und europäischen Gesellschaft für Herzrhythmusstörungen (EHRA) statt. Mit gezielten nationalen und internationalen Aktionen und praktischen Anleitungen zur Selbstmessung des Pulses soll künftig deutschland- und europaweit für dieses Thema sensibilisiert werden. Der #PULSEDAY, der immer am 1. März jeden Jahres stattfinden soll, wird unter dem Dach der Deutschen Herzstiftung organisiert in enger Kooperation mit DGK und EHRA.

Wenn das Herz aus dem Takt gerät Das menschliche Herz schlägt 60- bis 80-mal pro Minute, mehr als 100.000-mal am Tag. Es ist daher wenig überraschend, dass es dabei gelegentlich aus dem Takt kommt. Doch anhaltende oder häufige Rhythmusstörungen durch Fehler in der elektrischen Steuerung des Herzens sind zum einen für die Betroffenen belastend und beängstigend. Zum anderen schädigen sie auf Dauer die Herzfunktion oder sind sogar direkt lebensbedrohlich. Daher ist es wichtig, die Rhythmusstörungen aus den Herzvorhöfen (z. B. Vorhofflimmern) von denen aus den Herzkammern zu unterscheiden. So werden Rhythmusstörungen aus den Herzkammern, die häufig durch strukturelle Erkrankungen des Herzens begünstigt werden, schneller gefährlich, etwa das Kammerflimmern. Dieses kann innerhalb von Sekunden zum Kreislaufzusammenbruch und unbehandelt nach wenigen Minuten zum Tod führen. Solche Kammerrhythmusstörungen (ventrikuläre Rhythmusstörungen) sind zum Glück seltener als die Rhythmusstörungen, die ihren Ursprung in den Herzvorhöfen haben (supraventrikuläre Rhythmusstörungen). Doch auch hier kann der häufigste Vertreter, das Vorhofflimmern, langfristig zum Herzversagen durch eine zunehmende Herzschwäche führen. Außerdem besteht ein erhöhtes Risiko für das Auftreten von Schlaganfällen.

Warum der 1. März zum „PULSEDAY“ wird Die Wahl des Datums – 1.3. – ist kein Zufall: Einer von drei Menschen in Europa hat das Risiko, im Verlauf seines Lebens eine Herzrhythmusstörung zu entwickeln, darunter am häufigsten Vorhofflimmern. Aber es gibt auch harmlose Herzrhythmusstörungen, die häufig und in der Regel ungefährlich sind. Hier kann durch ein Messen des Pulses und anschließende Bewertung durch ein EKG, oft Entwarnung gegeben werden. Viele Menschen messen ihren Puls auch bereits während sportlicher Aktivitäten mit sogenannten Wearables (z.B. mit der Smartwatch). Die Einordnung und Interpretation dieser selbst erhobenen Pulsdaten wird immer wichtiger für die Herzgesundheit.

Denn mit zunehmenden Lebensalter steigt zum Beispiel die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten der häufigsten Herzrhythmusstörung, dem Vorhofflimmern überproportional an. Doch Herzrhythmusstörungen können in jedem Alter auftreten. Das Besondere an Herzrhythmusstörungen: Sie zeigen sich mit sehr unterschiedlichen Symptomen. Manche Betroffene versetzt der plötzliche unregelmäßige oder schnelle Herzschlag regelrecht in Panik. Bei anderen Betroffenen treten keinerlei Beschwerden auf.

„In der Allgemeinbevölkerung bestehen allerdings noch erhebliche Wissenslücken über Vorhofflimmern wie auch über die anderen Arten von Herzrhythmusstörungen“, erläutert Professor Dr. KR Julian Chun. „Das Bewusstsein dafür sollte daher dringlich gestärkt werden“, betont der Frankfurter Kardiologe vom Cardioangiologischen Centrum Bethanien - CCB, der mit zum Gründungskomitee von #PULSEDAY gehört.

Ziel: Weltweit Aufmerksamkeit schaffen Herzrhythmusstörungen müssen behandelt werden, um Symptomen und gegebenenfalls einem Schlaganfall vorzubeugen. Diese wichtige Botschaft soll daher nicht allein in Deutschland, sondern möglichst sogar weltweit mit Pulsmessaktionen begleitet und in der Bevölkerung bekannt gemacht werden – überwiegend über die sozialen Medien. Denn Herzrhythmusstörungen sind weltweit ein Problem. „Unser großes Ziel ist es, dass die Kampagne am 1. März jeden Jahres einmal um den Globus läuft“ erläutert dazu Professor Dr. Roland Richard Tilz, Direktor der Klinik für Rhythmologie des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein in Lübeck und ebenfalls Komitee-Mitglied. Die amerikanische Heart Rhythm Society (HRS) habe zum Beispiel bereits mündlich zugesagt, den #PULSEDAY am 01.03.2024 ebenfalls durchzuführen, die rhythmologische Fachgesellschaft Asia-Pacific (APHRS) wolle spätestens 2025 den Aktionstag mit unterstützen.

Zudem sollen über das Jahr begleitend Aktionen vor Ort unter dem Motto: #feelthepulse und #keepyourryhthm erfolgen. So gab es bereits 2023 beim DGK-Kongress in Mannheim die Charity-Auftaktaktion „Kicken gegen Vorhofflimmern“ in Zusammenarbeit mit der Deutschen Herzstiftung und mit Unterstützung der DGK. Bei dem Fußballspiel des AGEP Allstar Teams gegen das HSV Frauen-Fußballteam konnten sich SpielerInnen wie auch andere Interessierte im Vorfeld zeigen lassen, wie einfach die Puls-Selbstmessung ist. Die “Revanche“ ist bereits für die DGK-Tagung im Frühjahr 2024 geplant.

Das #PULSEDAY-Komitee setzt sich aus folgenden Mitgliedern zusammen:

Prof. K.R. Julian Chun, Frankfurt am Main
Prof. Roland Tilz, Lübeck
Dr. Melanie Gunawardene, Hamburg
Mit Unterstützung der
EHRA: Prof. Daniel Scherr, Graz; Dr. Elena Arbelo, Barcelona (2 Jahre)
AGEP: Prof. Daniel Steven, Köln (2 Jahre)
Young DGK: PD Philipp Breitbart, Bad Krozingen (2 Jahre)
Deutschen Herzstiftung: Martin Vestweber

Kleiner Lebensretter im Brustkorb

Jedes Jahr sterben in Deutschland rund 65.000 Menschen am plötzlichen Herztod. Ursache dieses Sekundenherztods ist in den meisten Fällen ein lebensbedrohliches Kammerflimmern, bei dem es zu einer unkoordinierten Serie von schnellen Kontraktionen des Herzens kommt. „Nur wenn innerhalb weniger Minuten eine Herzdruckmassage durch Laien erfolgt oder ein sogenannter Defibrillator mit einem Stromstoß das Kammerflimmern beendet, hat die oder der Betroffene eine Überlebenschance“, betont Prof. Dr. med. Christian Butter, Leiter der Kardiologie am Immanuel Klinikum Bernau Herzzentrum Brandenburg und Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Deutschen Herzstiftung anlässlich der bundesweiten Herzwochen (Motto „Herzkrank? Schütze Dich vor dem Herzstillstand!“) mit zahlreichen Informationsangeboten unter https://herzstiftung.de/herzwochen

An vielen Flughäfen, Bahnhöfen und in öffentlichen Gebäuden sind zunehmend sogenannte automatisierte externe Defibrillatoren (AEDs) angebracht, die von medizinischen Laien bedient werden können. Extern deswegen, weil der Stromstoß von außen mittels Elektroden auf der Brust erfolgt. Auf einem Display oder akustisch wird man Schritt für Schritt beim Bedienen eines AEDs angeleitet, bis Ärzte und Sanitäter eintreffen. Infos zur Wiederbelebung unter https://herzstiftung.de/wiederbelebung

Zwei Drittel der Betroffenen sind älter als 60 Jahre alt „Ein plötzlicher Herztod ereilt etliche Menschen ohne Vorwarnung“, erklärt Prof. Butter, der sich schwerpunktmäßig mit kardialen elektrischen Implantaten beschäftigt. Zwei Drittel der Betroffenen sind älter als 60 Jahre alt; Männer trifft es doppelt so häufig wie Frauen. Verlieren Menschen kurzzeitig das Bewusstsein (Synkope), haben regelmäßige starke Brustschmerzen oder treten in einer Familie gehäuft Fälle eines plötzlichen Herztodes auf, sollten sie eine kardiologische Praxis aufsuchen. Denn dies können Warnzeichen sein, die auf das lebensbedrohliche Ereignis hinweisen. Auch ein bereits überlebter plötzlicher Herztod oder bestimmte Herzerkrankungen können die Gefahr eines plötzlichen Herztods erhöhen. Das ist zum Beispiel bei einer länger bestehenden Herzinsuffizienz (Herzschwäche) der Fall, bei der das Herz nicht mehr in der Lage ist, genügend Blut zu pumpen und den Körper mit ausreichend Sauerstoff zu versorgen. In jungen Jahren sind insbesondere Menschen mit entzündlichen Herzmuskelerkrankungen, strukturellen Veränderungen des Herzmuskels (Kardiomyopathien) oder mit genetisch bedingten Herzrhythmusstörungen bedroht.

Sonden des Defibrillators überwachen den Herzrhythmus „Patienten, die ein hohes Risiko für einen plötzlichen Herztod tragen, sind neben einer optimalen medikamentösen Therapie mit der Implantation eines Defibrillators (ICD) am wirksamsten geschützt“, betont Prof. Butter. Die Abkürzung ICD steht für „Implantierbarer Cardioverter Defibrillator“. Das kleine Gerät – die modernen Ausführungen sind maximal fünf Zentimeter groß und zirka einen Zentimeter dick – wird meist in der linken Schulter unter der Haut eingesetzt. Es besteht aus der Steuereinheit inklusive Batterie sowie mindestens einer Sonde, die über die Vene in die rechte Herzkammer gelegt wird. Diese Sonde überwacht den Herzrhythmus. Tritt das gefährliche Kammerflimmern auf, normalisiert der Defibrillator mit einem Stromstoß die Herzaktivität. Daneben kann das Gerät bestimmte regelmäßig auftretende Herzrhythmusstörungen mittels Stimulationsimpulsen beenden oder aber den Herzschlag wie ein Schrittmacher beschleunigen, wenn er zu langsam ist. Davon merken die Patientinnen und Patienten nichts. „Eine ICD-Schockabgabe dagegen ist für die meisten Patienten schmerzhaft“, sagt Prof. Butter. „Er ist vergleichbar mit einem Schlag auf den Brustkorb.“ Allerdings würden die Betroffenen bei sehr schnellen Herzrhythmusstörungen wie Kammerflimmern meist nach wenigen Sekunden bewusstlos werden, sodass sie den Stromstoß nicht miterleben.

Mehr als 40 Jahre Erfahrung in der Medizin In der Regel reichen für die Implantation eines ICD-Defibrillators eine lokale Betäubung sowie eine leichte Narkose. Die Patienten können am selben oder am nächsten Tag die Klinik verlassen. Allein im Jahr 2021 wurden in Deutschland rund 20.000 ICD neu implantiert. „Ein ICD wacht über den Herzrhythmus, kann lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen beenden und so Leben retten“, so der Herzspezialist aus Bernau. „Bei der Entscheidung für die Implantation eines ICD steht diese Schutzfunktion, einen plötzlichen Herztod zu verhindern, im Vordergrund. Der ICD lindert keine akuten Beschwerden wie Luftnot, Brustschmerzen oder geschwollene Beine. Dafür kommen andere Therapien wie Medikamente oder interventionelle Verfahren zum Einsatz.“ Patienten mit einem implantierten ICD werden engmaschig kontrolliert. Dennoch kann es, verbunden mit einem ICD, zu Risiken und Nebenwirkungen kommen. Die häufigste unerwünschte Nebenwirkung sind sogenannte inadäquate Stromstöße, weil das Gerät harmlose Herzrhythmusstörungen fehldeutet oder die Sonden falsche Messdaten liefern. Das kann für Patienten psychisch sehr belastend sein. Entzündungen im Bereich des implantierten Defibrillators oder der Sonden können ebenfalls eine Folge sein. Um mögliche Komplikationen in solchen Fällen zu vermeiden, muss der ICD dann meist entfernt werden. „Doch die lebensrettende Wirkung der Defibrillator-Therapie, das geschenkte Leben, überwiegt die möglichen Nebenwirkungen“, sagt Herzstiftungs-Experte Prof. Butter. „Die Medizin hat mehr als 40 Jahre Erfahrung mit dem ICD-System. Das ist der Goldstandard in der Defibrillator-Therapie.“ (weg)

Pflegeinformationen für Angehörige von Menschen mit Demenz

1,8 Millionen Menschen mit Demenz leben schätzungsweise in Deutschland. Etwa zwei Drittel von ihnen sind über 80 Jahre alt. Zwei von drei Erkrankten sind Frauen. Mit zunehmendem Alter steigt der Anteil der Menschen mit Demenz. Da die Anzahl hochaltriger Menschen in den nächsten Jahren weiter deutlich zunehmen wird, werden auch mehr Menschen von Demenz betroffen sein. Sie alle benötigen Unterstützung. Gerade Angehörige spielen dabei eine wichtige Rolle. Allein in der Bevölkerungsgruppe im Alter 46+ in Deutschland versorgen etwa 1,5 Millionen Personen einen Menschen mit Demenz. Pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz sind psychisch und gesundheitlich besonders belastet. Um sie zu unterstützen, stellt die gemeinnützige Stiftung Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP) ihr Informationsangebot zum Thema Demenz kosten- und werbefrei auf einem neuen Onlineportal zur Verfügung. Dies umfasst unter anderem umfassende Präventions- und Pflegetipps für Angehörige.

Grundsätzlich können pflegende Angehörige dazu beitragen, den Verlauf einer Demenzerkrankung positiv zu beeinflussen. Denn das Fortschreiten der Erkrankung kann teilweise hinausgezögert, Symptome können gelindert und weiteren gesundheitlichen Problemen kann vorgebeugt werden. „Eine Voraussetzung hierfür ist ein guter Informationsstand zum Krankheitsbild, zu Symptomen und möglichen Gesundheitsproblemen infolge der Demenz. Dies kann auch zu einer besseren Akzeptanz von krankheitsbedingten Veränderungen beitragen, sagt Daniela Sulmann, Pflegeexpertin im ZQP. Akzeptanz, Geduld und Zugewandtheit tragen dazu bei, Symptome wie Unruhe, Angst und Aggression zu vermeiden oder abzumildern. Wichtig, so Sulmann, sei es zudem, die Selbstständigkeit zu unterstützen und damit körperliche und geistige Fähigkeiten so lange wie möglich zu erhalten. Zum Beispiel werden diese durch gezielte Bewegungsförderung, gewohnte Aktivitäten im Alltag, Routinen und eine möglichst sichere Anpassung der Umgebung gefördert. Im frühen bis mittleren Stadium einer Demenz kann kognitives Training sinnvoll sein, um Wahrnehmung, Lernfähigkeit und Denkvermögen zu fördern. Hierbei sei allerdings darauf zu achten, nicht zu überfordern, erklärt die Pflegeexpertin.

Ein wichtiges Thema im Zusammenhang mit der Pflege von Menschen mit Demenz ist Gewaltprävention. Denn Menschen mit Demenz haben ein erhöhtes Risiko, Opfer von Gewalt zu werden. Ein Grund hierfür ist, dass eine demenzielle Erkrankung mit herausforderndem bis hin zu aggressivem Verhalten einhergehen kann. Dies wiederum kann pflegende Angehörige überfordern, Frust und Gewalt fördern. Daher ist es wichtig zu wissen, wie mit entsprechenden Situationen umgegangen werden kann. Das neue ZQP-Portal bietet auch hierzu konkrete praktische Tipps. Zum Beispiel kann es hilfreich sein, den Ursachen für ein bestimmtes herausforderndes Verhalten der demenziell erkrankten Person nachzugehen. Nicht immer – aber mitunter gibt es für solche Verhaltensweisen relativ einfache Erklärungen: Ist es zum Beispiel Bewegungsdrang, Angst im Dunkeln oder Langeweile? „Wenn sich die Ursachen für herausforderndes Verhalten aufklären lassen, können Angehörige konstruktiv reagieren, etwa für entsprechende Bewegungsangebote sorgen, ein Nachtlicht einschalten oder passende Aktivitäten ermöglichen“, erklärt Sulmann.

Übergeordnet ist aus Sulmanns Sicht ein sehr wichtiger Punkt, so früh wie möglich fachlichen Rat zu Demenz und dem Umgang damit einzuholen. Dies kann zum Beispiel bei einem spezialisierten Arzt, in einer sogenannten Gedächtnissprechstunde oder Gedächtnisambulanz und gegebenenfalls bei einer Pflegefachperson erfolgen. Darüber hinaus bestehen weitere Beratungsstellen, die für pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz hilfreich sein können. Für die Suche nach entsprechenden Adressen kann die ebenfalls werbefreie Datenbank des ZQP genutzt werden. Für akute Krisen gibt es spezialisierte Krisentelefone. Auch hierzu stellt das ZQP die Kontaktdaten auf seiner Webseite zur Verfügung.

Ergänzend zu den digitalen Angeboten des ZQP zum Thema Demenz bietet die Stiftung ein Ratgeberheft an, das sich insbesondere an pflegende Partnerinnen und Partner wendet. Wie alle Angebote des ZQP ist auch das Heft kostenfrei erhältlich und kann über die Webseite www.zqp.de bestellt werden.

Neues Projekt bietet per WhatsApp Unterstützung für pflegende Angehörige

Möglichst viel Zeit mit pflegebedürftigen Angehörigen oder Bekannten verbringen und dafür sorgen, dass es der Person gut geht – Anträge ausfüllen, Widerspruch einlegen und sich Tag und Nacht verantwortlich fühlen. Das beschreibt in etwa die Spannbreite der Anforderungen und Gefühle, mit denen sich pflegende Angehörige konfrontiert sehen. Die eigene Gesundheit bleibt dabei oft auf der Strecke. Gerade weil pflegende Angehörige im Alltag wenig Zeit für sich haben, wird im M-Gender Projekt ein neuer Weg in der Gesundheitsförderung erprobt. Zu diesem Zweck hat das Studienteam vom Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS und dem Institut für Public Health und Pflegeforschung (IPP) der Universität Bremen intensiv mit Betroffenen und Praxisakteurinnen und -akteuren, wie der Demenz Informations- und Koordinationsstelle Bremen, zusammengearbeitet und einen Chatbot mit Angeboten entwickelt, der über den Messengerdienst WhatsApp funktioniert. „Es gibt schon spezielle Apps für pflegende Angehörige, aber wir mussten feststellen, dass sie kaum genutzt werden. Deshalb haben wir nach einem Kommunikationsweg gesucht, den viele pflegende Angehörige ohnehin wählen, und sind bei WhatsApp gelandet“, erklärt Studienmitarbeiterin Emily Mena von der Universität Bremen. Der Chatbot funktioniert wie ein normaler Kontakt in WhatsApp, mit dem sich wichtige Fragen diskutieren lassen: Wie beantrage ich einen Pflegegrad? Wie gehe ich mit herausfordernden Situationen wie Aggressivität seitens der gepflegten Person um? Wie kann ich lernen, trotz der Verantwortung für andere auf meine Gesundheit zu achten und mir auch mal eine Auszeit zu gönnen? Zu diesen und vielen weiteren Themen erhalten Nutzerinnen und Nutzer des Chatbots täglich eine Nachricht oder ein Video. Eine Besonderheit des Chatbots besteht darin, dass die Informationen nicht nur auf Deutsch, sondern auch auf Türkisch verfügbar sind. Formulare richtig auszufüllen, fällt vielen Personen mit Herkunftssprache Deutsch bereits schwer. Für Personen mit einer anderen Herkunftssprache ist dies umso schwerer. Auch die Vielzahl der vorhandenen Informationen zu Unterstützungsangeboten stellt für viele eine Hürde dar – bislang sind sie kaum auf Deutsch gebündelt verfügbar, auf Türkisch erst recht nicht. Der Chatbot bietet hier eine gezielte Auswahl an qualitätsgeprüften Informationen, Pflegetrainings und Übungen zur Gesundheitsförderung. Diese können den Nutzerinnen und Nutzer kurze Impulse und wertvolle Tipps zur Selbstfürsorge sowie konkrete Unterstützung rund um die informelle Pflege geben. Geschlechtergerechtigkeit ist ein weiteres zentrales Thema des M-Gender-Projektes, das vom GKV-Bündnis für Gesundheit finanziert wird. „Dass Frauen deutlich häufiger und intensiver pflegen als Männer, wird zu selten benannt und anerkannt. Dies hat nicht nur direkte Auswirkungen auf deren Gesundheit, sondern auch mittelbare Auswirkungen durch finanzielle Belastungen und Erwerbsausfall“, erläutert Studienmitarbeiterin Hande Gencer vom BIPS. „Der PflegeBot richtet sich allerdings an Personen jedweden Geschlechts. Denn die Bedarfe und Bedürfnisse von pflegenden Personen sind geschlechterübergreifend.“ Herausfinden will das Studienteam, ob der PflegeBot von Personen mit unterschiedlichem Geschlecht gleichermaßen als akzeptabel und hilfreich erlebt wird und einen Beitrag zur Gesundheitsförderung leistet. Pflegende Angehörige, die an der Studie teilnehmen und den WhatsApp-Chatbot kostenlos auf Deutsch oder Türkisch testen wollen, können sich auf der Webseite des Projektes (www.m-gender.de/mitmachen) bis Ende des Jahres 2023 registrieren und unkompliziert starten. Oder telefonisch (0176 41738566) oder per E-Mail (m-gender@leibniz-bips.de) mit dem Studienteam Kontakt aufnehmen.



x